Wolfgang Marks: Die Formatierte DNA




EPILOG


„Struktur und Expression des menschlichen Genoms
liegen eine arithmetische und eine syntaktische Ordnung zugrunde.
Das Genom: nicht Chemie, sondern Logos -
Ausdruck eines allumfassenden schöpferischen Geistes.
Und das gilt auch für den Menschen.“
 


Die in diesem Werk angebotene Gesamtschau des Systems “GENOM” und der dadurch mögliche analytisch-logische Zugang zu seinem Verständnis dürfte in seiner Art einzigartig sein - und dies umso mehr, als der Autor diese Arbeit ohne finanzielle oder materielle Unterstützung Dritter aus eigenen Mitteln finanziert hat: alle in dieser Arbeit erstmals beschriebenen Faktoren und Prozesse, Strukturen und Systeme beruhen allein auf Analysen, Berechnungen und Entdeckungen des Autors.

Die vorliegende Arbeit ist auch nicht das Werk einer mehr oder weniger großen Gruppe von Wissenschaftlern, sondern das eines einzelnen Menschen - eines Menschen, der mehr als 20 Jahre hindurch seine ganze Energie und unendlich viel Zeit in die Verwirklichung seines Traums gesteckt hat: das Buch des Lebens, das menschliche Genom, endlich lesbar zu machen.

Diese Arbeit zeigt - woran ich niemals den geringsten Zweifel hatte - dass es „vom Anfang allen Anfangs an“ einen inhärenten LOGOS gegeben hat, welcher der „Chemie der Lebensformen“ – wie Herr Watson sich auszudrücken beliebte – zugrunde lag und sich sowohl in der Struktur der RNA, als auch von einem bestimmten Zeitpunkt an in der Struktur der DNA und in der Organisation des Chromatins manifestierte. Es ist eben nicht alles „nur Chemie“ – und von einem Bakterium unterscheiden Menschen sich nicht nur durch einen etwas komplexeren Organismus (was nicht unbedingt ein Vorteil sein muss) – sondern vor allem durch den Besitz eines zur Selbstreflexion und zu logischem Denken fähigen Geistes und durch spezifische universale Eigenschaften dieses Geistes, insbesondere durch Intuiton und Vernunft.

Vielleicht trägt diese Arbeit dazu bei, das Bewußtsein der Art „Mensch“ nachhaltig zu verändern. Denn die in dieser Arbeit veröffentlichten Ergebnisse 20-jähriger Forschungsarbeit eröffnen nicht nur einen neuen, wie ich hoffe klareren und schärferen Blick auf das menschliche Genom, seinen logischen Aufbau und seine Organisation in funktionelle, mit dem Hormonsystem verknüpfte Einheiten, sondern hoffentlich auch einen anderen Blick auf den Menschen.

Wer diese Zeilen bis zum Ende gelesen hat, wird nicht umhin können anzuerkennen, dass selbst eine Bakterienzelle nicht nur aus „Chemie“, nicht nur aus mehr oder weniger zufällig im Laufe der Evolution verknüpften Enzymreaktionen besteht, sondern Ausdruck eines allumfassenden LOGOS ist, der die physische Entwicklung dieses und die aller anderen Lebewesen in einem offenen Leseraster – um beim Thema dieser Arbeit zu bleiben - bestimmt hat und weiter bestimmt.

Einige Wissenschaftler glauben tatsächlich, sie könnten ein menschliches Bewusstsein schaffen, wenn es Ihnen denn nur gelänge, das komplexe Geflecht der Nervenzellen eines menschlichen Gehirns nachzubilden. Diese Menschen glauben, dass es genügt, eine der Zahl der menschlichen Nervenzellen entsprechende Zahl von Transistoren miteinander zu verbinden und logisch zu verknüpfen, um ein virtuelles Gehirn mit menschlichem Bewusstsein zu schaffen.

Was für eine Hybris!

Selbst wenn es gelingen sollte, die komplexen vielfachen Verbindungen der Nervenzellen untereinander, die Methodik ihrer Kommunikation und ihre Steuerungsmechanismen in toto nachzubilden, so hätte man damit doch noch lange kein virtuelles menschliches Bewusstein geschaffen. Denn menschliches Bewusstsein ist zwar zu Lebzeiten des Individuums an physische Existenz gebunden, aber nicht durch diese physische Existenz bedingt. In dieser - und nicht nur in dieser - Beziehung gehe ich mit Rupert Sheldrake, dessen Arbeiten ich im übrigen seit mehr als zwanzig Jahren aufmerksam verfolge und sehr bewundere, vollkommen einig.

Denn das menschliche Bewusstsein ist weder in den weitverzweigten Ästen unseres Nervensystems lokalisiert, noch in unseren Genen, wenn auch manche Wissenschaftler uns glauben machen wollen, unsere physischen und psychischen Erkrankungen seien einzig und allein auf unsere Gene zurückzuführen.

Da das menschliche Genom, wie ich hoffe überzeugend dargelegt zu haben, zwar eine hervorragend programmierte und in ständiger Evolution begriffene, aber eben doch auch „nur“ eine relationale Datenbank ist - deren Inhalt allerdings mehrfach verschlüsselt und ständigen Veränderungen unterworfen ist - wäre es theoretisch möglich, die Struktur des Genoms, die Beziehungen zwischen den einzelnen Datensätzen und die Schlüssel, durch die sie verknüpft sind, durch einen Code, ein Computer-Programm nachzubilden. Denn das im menschlichen Genom chiffrierte Programm arbeitet, was ich hoffe gezeigt zu haben, nach logischen Prinzipien: es basiert auf der Definition einer arithmetischen Folge (den Nukleosomengrössen), definiert arrays, arbeitet mit Netzwerken und Netzwerkadressen, Konstanten und Variablen und verknüpft alle Faktoren genomweit durch ein kaskadiertes hormonelles System, dessen hierarchischer Aufbau seine Entsprechung in der Struktur der DNA und der Organisation des Chromatins in funktionelle Einheiten findet.

Es wäre also theoretisch möglich, ein “Genomprogramm” zu schreiben. Aber ebenso wenig, wie es möglich ist, menschliches Bewusstsein synthetisch zu erschaffen, ist es möglich, den dynamischen Charakter des Genoms, die Kräfte, die in ihm und an ihm (und damit in uns) wirken und uns zu Menschen haben werden lassen, mit Hilfe eines Computerprogramms nachzubilden.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile - das gilt auch und gerade für den Menschen. Daran sollten wir denken, wenn wir Eingriffe in das menschliche Genom planen und insbesondere dann, wenn wir Eizellen oder Embryonen oder ganze Lebewesen zu manipulieren oder zu klonen versuchen oder uns anmaßen zu entscheiden, welcher Embryo das Recht auf Leben erhält und welcher nicht.

Allen Anstrengungen der Wissenschaft zum Trotz ist der Mensch heute weiter denn je davon entfernt zu verstehen, wie aus einer Abfolge von chemischen Bausteinen ein komplexes Wesen wie der Mensch mit seinen überragenden, noch weitgehend unausgeschöpften intellektuellen und psychischen Möglichkeiten entstehen konnte. Und solange diese Zusammenhänge nicht wirklich erforscht, verstanden und verinnerlicht sind sollte der Mensch es tunlichst unterlassen, Hand an eine Schöpfung zu legen, deren Ursprung, Sinn und Ziel er bis heute nicht verstanden hat.

Im August 2009, redigiert im Januar 2011

Wolfgang Marks